In den meisten unserer Berichte beleuchten wir die Einsätze redaktionell nüchtern. Wir möchten über unsere geleistete Arbeit informieren.
Doch wie erleben wir Feuerwehrleute diese Einsätze? Daran möchten wir Sie ab und zu teilhaben lassen. Daher hier einmal ein Bericht aus der ich/wir Perspektive. Vielleicht erklärt sich daraus auch warum die Feuerwehr Dinge macht wie sie sie nun mal macht – Auch wenn das für Außenstehende nicht nachvollziehbar scheint. Beginnen möchte ich mit einem Verkehrsunfall der sich heute so zugetragen hat.
Wie Sie vielleicht auch habe ich mich heute Abend auf den wohl verdienten Feierabend gefreut. Daraus sollte nichts werden. Denn fast pünktlich zum Feierabend bekamen wir einen Alarm. „Verkehrsunfall auf der Umgehungsstraße – Eine Person eingeklemmt“. Da kann man nichts machen – Den Bildschirm ausgeschaltet und ab zur Feuerwehr. Übrigens schon der zweite Unfall an diesem Tag. Vormittags wurden wir bereits auf die Autobahn gerufen.
Zu beiden Einsätzen mussten wir uns zuerst einmal mit den großen Einsatzfahrzeugen durch den Verkehr kämpfen. Die berühmte Rettungsgasse tut sich vor den Einsatzfahrzeugen – wenn überhaupt – nur kurz auf um sich hinter dem jeweiligen Einsatzfahrzeug direkt wieder zu schließen.
An der Einsatzstelle bot sich uns das übliche Bild bei einem Verkehrsunfall. Überall liegen Fahrzeugteile. In den deformierten Fahrzeugen befanden sich zum Teil noch Personen die vom Rettungsdienst und dann von der Feuerwehr betreut wurden. Eine kurze Absprache der Fahrzeugführer dann die Einteilung der Einsatzkräfte. Ein Hubschrauber wurde durch den Rettungsdienst angefordert.
Oft ist es so, dass unvernünftige Verkehrsteilnehmer am liebsten noch durch die Unfallstelle fahren würden. Sie müssen ja noch schnell.… Daher wird in diesen Fällen der Verkehr abgeleitet und die Einsatzstelle abgesperrt. Denn nur wenn wir uns nicht noch um unsere eigene Sicherheit Gedanken machen müssen, können wir uns voll und ganz um die Unfallbeteiligten kümmern.
Das absperren sollte an diesem Abend auch meine Aufgabe werden. Damit die Verkehrsteilnehmer nicht erst kurz vor der Einsatzstelle wenden mussten, haben wir die Absperrung an der nächsten Abfahrt eingerichtet. Dabei hilft es nicht nur Verkehrsleitkegel und Blitzlampen aufzustellen. Immer wieder kommt es vor, dass Verkehrsteilnehmer den Blinker setzen und die Absperrung einfach umfahren wollen. Ganz so als ob es diese Absperrung überhaupt nicht gäbe.
Mittlerweile bemühten sich zwei Feuerwehren mit zwei Rettungsscheren darum eine Person aus ihrem demolierten Kleinwagen zu befreien. Der Hubschrauber war im Anflug.
An „meiner“ Absperrung staute sich der Berufsverkehr in alle Richtungen. Und dann ging es los. Wir wurden mehrmals mit übelsten Schimpftiraden überzogen. Ob wir zu blöd wären den Verkehr zu regeln war noch eine der harmloseren Beschimpfungen die uns von mehreren Verkehrsteilnehmern, teils hasserfüllt und mit hochrotem Kopf entgegengerufen wurden. Leider hat sich keiner dieser Verkehrsteilnehmer die Zeit genommen um sich die Antwort anzuhören. Fuß aufs Gas und, zum Teil mit quietschenden Reifen, davon gerauscht.
Hier die Antwort: Nein, wir sind nicht zu blöd dazu. Wir dürfen es schlicht und ergreifend nicht. Die Verkehrsregelung liegt nicht in den Händen der Feuerwehr. Wir dürfen lediglich Sperrungen vornehmen. Wir sind ja auch Autofahrer und es juckt uns auch in den Händen mal hier jemanden anzuhalten und dort einen heraus zu winken. Doch wir dürfen es nicht! Kommt es dabei nämlich zu einem Unfall hat der Feuerwehrmann ein großes Problem. Dann heißt es: „Er hat mich doch herausgewunken und da bin ich gefahren. Mich trifft an dem Unfall keine Schuld.“
Und weil wir es nicht dürfen lassen wir es auch bleiben. Wir vertrauen voll darauf dass jeder Fahrzeugführer dazu in der Lage ist eine Situation selbst zu beurteilen und entsprechend zu handeln – auch wenn es manchmal nicht so aussieht.
Natürlich gibt es auch viele Verkehrsteilnehmer die sich vorbildlich verhalten. Das soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden.
Und schon wieder der Nächste: „Das könnt Ihr! Zu fünft hier rumstehen und nix machen!“ – Ja. Wir hätten uns auch auf unseren Feierabend gefreut. Fast zwei Stunden waren nun seit der Alarmierung vergangen. Dann wurden wir von unserer Absperrung abgelöst damit wieder ein Fahrzeug mit Schere und Spreizer in der Feuerwache zur Verfügung steht. Mit dem Kameraden dem ich die Absperrung übergeben habe, habe ich kurz über die Schimpferei gesproche. „Ja. Hier habe ich schon öfters gestanden und musste mir auch einiges anhören“ war seine Antwort . Es hat halt niemand mehr Zeit.
Was mir dann durch den Kopf gegangen ist? Ich war mit meinen Kindern in den Herbstferien in einem Vergnügungspark. Dort haben sich die Leute ohne zu murren in eine Schlange gestellt um zwei Minuten Achterbahn zu fahren. Und das obwohl ein Display darüber informierte dass man ab hier noch 80 Minuten warten musste. – Da geht es. Aber das Leben ist nun mal kein Vergnügungspark – auch nicht bei der Feuerwehr.
Und trotzdem – Wir helfen gern.